Welternährung

Fragen nach den Ursachen des Hungers auf der Welt und danach, welche Landwirtschaft zukünftig in der Lage sein wird, die immer größer werdende Bevölkerung zu ernähren, beschäftigen sicher viele Menschen. Die Antworten sind vielschichtig. Daher können die folgenden Ausführungen auch nur Denkanstöße bieten und sich nur ansatzweise den Fragen nähern:

Was sind die Ursachen des Hungers?

Es gibt nicht einen Auslöser für das Hungerproblem, sondern viele, die zusammenwirken.
Anders als man auf den ersten Blick meinen könnte, liegt die Ursache des Hungers nicht darin, dass zu wenig produziert wird. Im Gegenteil: Es besteht eine Überproduktion an Essen, welche ausreichen würde, um die ganze Welt zu sättigen.
Die Hauptursache des Hungers ist in der Essensverteilung zu finden: In den Industriestaaten wird Essen weggeworfen und vernichtet, welches in Entwicklungsländern Menschen vor dem Hungertod bewahren würde. Ein wesentlicher Grund für diese ungleiche Verteilung besteht darin, dass Lebensmittel als Ware gehandelt werden und somit nur für Geld erhältlich sind. Arme Länder, in denen die meisten Unter- und Mangelernährung herrscht, können nicht genügend Nahrung kaufen, um ihre Bevölkerung zu ernähren. Mitunter kommt es auch vor, dass die Politik ihre Verantwortung für das Wohl der Bürger zwar wahrnehmen könnte, dies aber nicht tut, wie beispielsweise in Brasilien, das als größter Sojaexporteur der Welt genügend finanzielle Mittel für den Nahrungszukauf haben dürfte, wovon die Mehrheit der Bevölkerung aber nichts spürt.
Ein weiteres Problem ist, dass arme Länder oft in landwirtschaftlich ungeeigneten Gebieten (z.B. in Wüsten) leben. Durch den Versuch, unbrauchbaren Flächen einen Ertrag abzuringen, verschlechtert sich deren Zustand häufig noch: Regenwälder werden abgeholzt, es kommt zu Übersalzung und Erosion.

Kann ökologischer Landbau die Welt ernähren?

Zahllose Studien belegen die Hauptaussage des Weltagrarberichts, wonach nur die ökologische Landwirtschaft nachhaltig die Welt ernähren kann. Sie garantiert einen schonenden Umgang mit Ressourcen, so dass diese auch von den zukünftigen Generationen genutzt werden können, und sichert kleinbäuerliche Existenzen, die wiederum gewährleisten, dass Lebensmittel dort zur Verfügung stehen, wo sie gebraucht werden und nicht an der Bevölkerung vorbei gehen, wie die „cash-crops“.
Ungefähr ¾ der Hungernden leben in ländlichen Gebieten, also direkt an der Quelle. Doch zumeist handelt es sich bei den dortigen Flächen um ertragsschwache Flächen. Der ökologische Landbau kann helfen, solche Flächen wiederherzustellen bzw. ihre Erträge zu steigern durch

  • Anreicherung von Humus und dadurch Optimierung der Fähigkeit des Bodens, Nährstoffe und Wasser zu speichern
  • Stickstoffzufuhr durch Leguminosen statt durch Kunstdünger
  • Entfaltung und Erhalt des Bodenlebens durch angemessene Fruchtfolgen
  • Verbesserung von Wassermanagement und Wasserschutz
  • ertragssteigernde Anbaumethoden, die dank einfacher Technologien und Kenntnisse zumeist leicht erlern- und umsetzbar sind
  • Verwendung von standortangepasstem Saatgut.

Auf diese Weise können die Erträge erhöht werden. Unter Umständen erhalten Öko-Bauern für die qualitativ hochwertigeren Ökoprodukte mehr Geld; außerdem werden die Kosten durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel gesenkt. Der erforderliche erhöhte Arbeitskräfte-Einsatz spielt finanziell kaum eine Rolle, da Hunger meist in bevölkerungsreichen und lohnniedrigen Ländern vorherrscht. Zudem werden so begehrte Arbeitsplätze geschaffen, während die Industrialisierung der Landwirtschaft Stellen abbaut.
Um das Modell des ökologischen Landbaus umsetzen zu können, sind jedoch einige Voraussetzungen nötig. Eine wesentliche Grundlage sind faire Handelsverträge, die auf Langfristigkeit und nach Möglichkeit Regionalität ausgelegt sind. Nur so können die Bauern ihre Existenz bei Missernten halten und Risiken überschauen. Zudem benötigen die Landwirte Zugang zur Bildung und eine angepasste Infrastruktur und müssen sich auf Rechte berufen können.