Willkommenslotsen im Garten-Landschaftsbau

 

Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. beschäftigt seit 2016 Willkommenslotsen. Diese unterstützen geflüchtete Menschen bei der Integration in den Garten-Landschaftsbau-Arbeitsmarkt und sind Ansprechpartner für Betriebe. Mladan Belic ist als Willkommenslotse zuständig für Hessen und Thüringen.

 

 

 

Herr Belic, seit wann arbeiten sie denn als Willkommenslotse und was haben Sie vorher gemacht?

Mladan Belic:

Ich arbeite seit Mai 2022 für den Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V.  im Verbandsgebiet des Landesverbandes Hessen-Thüringen. Bevor ich nach Hessen gekommen bin, habe ich 3 Jahre als Produktionsleiter in einem Obstbaubetrieb in Brandenburg gearbeitet. Ich komme aus der Landwirtschaft und habe Obst und Weinbau in Serbien studiert.

Danach war ich in Österreich, dort habe ich einen Deutschkurs besucht und Nutzpflanzenwissenschaft studiert. Dann habe ich einen Job in Deutschland gefunden, in einem Obstbaubetrieb. Das Team dort war sehr divers, die Mitarbeitenden kamen aus Polen, Rumänien, Ungarn, der Türkei und Kroatien. Und ich eben aus Serbien.

 


Und was ist jetzt Ihre Motivation, als Willkommenslotse für den Garten-Landschaftsbau zu arbeiten?

Mladan Belic:

Unterwegs aus Serbien nach Deutschland habe ich viele verschiedene Menschen kennengelernt. Wir haben uns ausgetauscht und uns gegenseitig geholfen und die Erfahrungen und Informationen miteinander geteilt. Deshalb weiß ich, wie wichtig es ist Unterstützung zu bekommen und möchte gerne helfen.

Die Menschen stehen nach ihrer Ankunft in einem fremden Land vor vielen organisatorischen Herausforderungen, sie sind mit vielen Behördengängen und Verwaltungsabläufen konfrontiert, die ihnen fremd sind. Dazu müssen Sie dies in einer fremden Sprache meistern. Anfangs kennt man die ganzen Schritte nicht, die zu tun sind. Man braucht beispielsweise erstmal eine Handynummer und eine Adresse. Dann kommen die ganzen Dinge, die wichtig sind, um in diesem System zu sein, wie zum Beispiel eine Steuernummer und eine Versicherung. Erst wenn dies geklärt ist, kann man über Beschäftigung sprechen.

Manchmal denken die Leute, die nach Deutschland kommen: „Als erstes brauche ich einen Job.“ Ich selbst komme aus Serbien und habe erstmal einen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis benötigt. Doch obwohl beispielsweise Afghanistan und die Ukraine ebenfalls nicht EU-Länder sind, gelten für sie jeweils andere Regeln.

 

Und wie unterstützen Sie die geflüchteten Menschen?

Mladan Belic:
Wir präsentieren, welche Tätigkeiten und Berufswege es im Garten-Landschaftsbau gibt. Ich kläre über die Voraussetzungen auf und helfe bei den ersten Schritten. Ebenso wichtig ist es auch über mögliche Schwierigkeiten zu sprechen, um Erwartungen nicht zu enttäuschen. Man muss wissen, dass wir im Garten-Landschaftsbau immer draußen sind, wo es oft schlechtes Wetter oder Hitze gibt. Es kann körperlich anstrengend sein. Gleichzeitig gibt es in dieser Branche viele Möglichkeiten für berufliche Weiterentwicklungen: Man kann nur einen Job annehmen, aber man kann auch eine Ausbildung machen, daran einen Meister anschließen und so weiter. Das ist gut sowohl für Geflüchtete, die hier bleiben wollen aber auch für alle anderen die zukunftssichere Jobs suchen.

 

Interessieren sich viele Menschen dafür oder haben die meisten Geflüchteten noch nie vom Garten-Landschaftsbau gehört?

Mladan Belic:

Es gibt unterschiedliche Situationen. Ich begleite z.B. gerade einen Mann aus Afghanistan, der weiß viel über Garten-Landschaftsbau und will in dieser Branche arbeiten.

Es gibt natürlich auch viele, die noch nichts vom Garten-Landschaftsbau gehört haben. Deswegen besuchen wir die Berufsschulen und Berufsmessen, wo wir präsentieren, welche Möglichkeiten sie bei uns haben. Garten-Landschaftsbau ist eine Mischung von mehreren Berufen, hier kann man mit Holz, Metall, Beton und mit Steinen arbeiten, aber auch mit Pflanzen und verschiedenen Maschinen. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten. Meistens haben die jungen Leute mehr Interesse, nachdem sie ein paar Geschichten gehört, ein paar Bilder oder Videos gesehen haben. Was ich besonders gut und interessant finde ist, dass jetzt immer mehr Frauen am Garten-Landschaftsbau Interesse haben.

 

Und wie können Sie die Betriebe unterstützen, die dafür offen sind?
Mladan Belic:

Es gibt verschiedene Betriebe, die auf der einen Seite nur deutschsprachige Fachkräfte brauchen und keine Helfer oder Auszubildende und auf der anderen Seite Betriebe, die auch Helfer beschäftigen können, die geringe oder keine Deutschkenntnisse haben. Deswegen müssen wir zunächst wissen, was der Betrieb braucht und so können wir passende Mitarbeiter finden.

Wir können Geflüchtete auch bei Dokumenten, Aufenthaltstitel oder der Arbeitserlaubnis unterstützten, was ich auch als indirekte Hilfe für die Betriebe sehe.

Wir empfehlen Betrieben, die geflüchtete Menschen einstellen wollen, sich mit anderen Betrieben, die schon Menschen aus anderen Ländern beschäftigen, auszutauschen. Gleichzeitig gibt es Förderprogramme, die wir auch empfehlen können. Durch diese werden Geflüchtete in Deutschland unterstützt, besonders beim Sprache lernen.

Das von der Bildungsstiftung Garten-Landschaftsbau und der Fachzeitschrift DEGA Garten-Landschaftsbau entwickelte Bilderwörterbuch nutzen wir gerne. Dort sind wichtige Begriffe aus dem Garten-Landschaftsbau abgebildet und mit Audio-Dateien als Aussprachehilfe verlinkt. Das ist sehr hilfreich für die Betriebe, in denen Geflüchtete arbeiten, die noch kein Deutsch sprechen.

Außerdem gibt es auf unserer Website eine Kategorie „Beruf und Karriere“. Dort kann man seinen Standort eingeben, wenn man einen Ausbildungsplatz oder Arbeitsplatz sucht und kann so in der Nähe Betriebe finden. Man kann dort auch sehen, worin der Betrieb spezialisiert ist. Diese Seite ist auch für Migranten und geflüchtete Menschen sehr hilfreich.

 

Ein Interview von Claudia Schneider